Innovation in der Kriese

Not macht erfinderisch und die Krise macht innovativ.

Solche Aussagen hört man diese Tage besonders oft.

Wir glauben die Aussagen stimmen grössenteils und viele Unternehmen - ja ganze Branchen - entwickeln in dieser Zeit schnell und pragmatisch neue Ideen um ihr Geschäft zumindest teilweise weiter am Laufen zu halten.

Wo Gewinner sind, da sind aber auch Verlierer - denn nicht jede Dienstleistung kann einfach so online angeboten werden. So hat z.B. ein Coiffeur neben den beliebten Pre-Paid- oder Gutschein-Angeboten nicht viele Möglichkeiten.

Andererseits schiesst der Suchbegriff «Haare schneiden» bei Google aktuell durch die Decke, denn auch im Home Office und Zoom Meeting will man, dass die Frisur sitzt.

Könnte dies nicht auch für den lokalen Coiffeur eine Chance sein, unter «Anleitung» Haare schneiden zu lassen?
Daneben gibt es sehr viele, tolle Beispiele wie z.B. www.gaerta.ch. Hier haben sich verschiedene Gartenbaubetriebe zusammengefunden und ein extrem einfaches Online Angebot entwickelt. Ganz ohne Shop und Payment Funktion.

Die Webseite bietet genau 2 Produkte zum gleichen Preis (Gärta Box Kräuter und Blumen). Bestellt wird via Online Formular (Typeform). Die Lieferung erfolgt dann «best effort» ohne genaue Zeitangabe. Das ist ja auch völlig in Ordnung, wir sind ja aktuell sowieso grösstenteils zu Hause. Die Rechnung wird einfach ganz klassisch der Lieferung beigelegt.

Mein Lieferant - ein Gärtner aus Kehrsatz - hat mir gesagt, dass er allein heute 17 Lieferungen hat und sie sich nicht retten könne vor Bestellungen. Lieferzeiten liegen trotzdem nur zwischen einem und drei Tagen.
Doch wie genau schafft man es in der aktuellen Lage «innovativ» zu sein? Unsere Überzeugung: Durch systematische Anwendung der richtigen Methoden, allen voran «Lean Startup».
1. Love the problem, not the solution
Wir fokussieren uns lieber auf «Lösungen» (man nennt das auch den «Innovators Bias»), statt das zugrundeliegende Bedürfnis oder Problem wirklich zu verstehen.

Auch wenn in der aktuellen Lage das Problem meist sehr offensichtlich ist, sollte man sich die Mühe machen das (oder die) Problem(e) genau zu verstehen und klar zu formulieren. Hierfür ist es wichtig mit potentiellen Usern zu sprechen, sie zu beobachten und unterschiedliche Aspekte, wie die individuelle Situation des Users, seine Ziele und Bedürfnisse und seine aktuellen Lösungsstrategien, zu erfassen. Mit einem sogenannten «Problem Interview» könnt ihr die Situation der User erfragen.

Danach wird die «Customer Journey» erfasst und die Pain Points in der Journey verortet. Alternativ werden sie auf einen «Value Proposition Canvas» übertragen.

Hierzu nimmt man das «Customer Profile» und füllt die «Customer Jobs», «Pains» und «Gains» aus.
2. Give me some ideas
Ideen gibt es wie Sand am Meer, oder?

In der ersten Phase des «Ideen spinnens» geht es darum wilde und viele Ideen zu spinnen, welche die zuvor erfassten Probleme lösen könnten. Hier sollte man nicht zu sehr «gefangen» sein, sondern versuchen sich von Themen wie Machbarkeit und Kosten zu lösen, um nicht schon im Voraus vielleicht gute Ideen im Keim zu ersticken.

Für ein virtuelles Brainstorming eignen sich Tools wie Miro, MetroRetro oder Draft.io.

Nach dem Brainstorming werden die Ideen gruppiert und bewertet. Jeder hat 3 Punkte und kann diese auf die unterschiedlichen Ideen verteilen. Die Idee mit den meisten Punkten wird weiter verfolgt.
3. Problem / solution fit
    Nachdem klar ist welche Idee vertieft werden soll, geht es darum zu überprüfen, ob die potentiellen Ideen ein vorhandenes Problem wirklich lösen.

    Hier bietet sich wieder der «Value Proposition Canvas» von Osterwalder an. Hierzu füllt man die Value Map (den linken Bereich des Canvas) aus:

    • Products & Services
      Wie sieht deine Lösung aus?
    • Pain Relievers
      Wie löst deine Idee dein Problem?
    • Gain Creators
      Welchen Nutzen stiftet deine Idee?
    Nachdem alle Felder ausgefüllt sind, sollte sich ein Gesamtbild ergeben. Das erfasste Wertversprechen in der «Value Map» passt zu den Bedürfnissen des «Customer Segment». Das ist der «Problem/Solution Fit».
    4. Wie sieht das Business Modell aus?
      Im nächsten Schritt geht es darum die Idee in eine ganzheitliches Business Modell zu übertragen das alle wichtigen Aspekte der Idee enthält. Hier nutzen wir am liebsten den «Lean Canvas» von Ash Mayura:
      Im Lean Canvas sollte man so viele Felder wie möglich ausfüllen. Im Moment sind noch alle Inhalte Hypothesen, die anschliessend validiert oder falsifiziert werden müssen.
      5. Finde den solution market fit
        Alles was bisher erarbeitet wurde sind Hypothesen. Im nächsten Schritt geht es darum, die wichtigsten Annahmen mit testbaren Hypothesen, Experimenten und einem MVP zu überprüfen.

        • Was ist die risikoreichste Annahme im Business Modell?
        • Was muss ich als erstes testen um sicher zu sein, dass meine Idee funktioniert?
        • Wie kann ich mit minimalen Mitteln testen?
        • Wie kann ich einzelne Aspekte wie Preis, Produkt Features oder Vertriebskanäle testen?
        • Wie man überprüfbare Hypothesen formuliert, Experimente gestaltet und ein MVP (Minimal Viable Product) entwickelt, werden wir in einem anderen Beitrag beleuchten.
        Ein gutes Beispiel für ein MVP ist wiederum Gärta:

        • Statt ein breites Sortiment anzulegen, gab es zum Start genau 2 Produkte.
        • Statt unterschiedlichem Pricing gab es einen Standardpreis, unabhängig vom Produkt, dem Lieferanten und dem genauen Inhalt der Box.
        • Statt einem komplexen Bestellprozess wird ein einfaches Umfragetool (Typeform) verwendet.
        • Statt ein Zahlungssystem zu integrieren, wird eine Rechnung beigelegt.
        • Statt fixe Termine zu garantierten, meldet sich der liefernde Betrieb zeitnah per Telefon.
        Mit diesem schnellen und mit minimalen Aufwand entwickelten MVP lassen sich diverse Hypothesen zum Angebot, Pricing, Bestellung und der Auslieferung im laufenden Betrieb überprüfen und schrittweise optimieren.

        Willst auch Du neue Business Modelle mit «Lean Startup» entwickeln? Dann melde Dich bei Jan unserem Lean Startup Enthusiast und Partner.

        Wir helfen Dir gerne dabei!

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