Corona-Nachbarschaftshilfe in 2 Tagen

Wer seid ihr & was ist die Nachbarschaftshilfe?
Angelina Félix und ich (Vanessa Meister) sind seit Anfang des Jahres Co-Präsidentinnen des Dorfvereins Gattikon, einem schönen Dorf in der Gemeinde Thalwil. Hierüber engagieren wir uns für die Dorfbewohner und organisieren verschiedene Veranstaltungen für unsere Mitbürger.

Seit Mitte März haben wir über den Dorfverein eine Nachbarschaftshilfe mit über 40 Helfern organisiert und konnten darüber schon in der ersten Woche über 25 Einkäufe & Botengänge für Personen aus der Corona-Risikogruppe organisieren.
Wie seid ihr vorgegangen um eure Idee zu realisieren? Was hat gut funktioniert, was weniger? Habt ihr unterwegs etwas geändert?
Leider traf auch uns Corona sehr früh, da wir schon Anfang März eine unserer grösseren Veranstaltungen absagten. Daher war uns das Thema schon früh sehr präsent. Mitte März wurde uns klar, dass wir unsere Mitmenschen in Gattikon in dieser schwierigen Situation gerne unterstützen würden. Daher diskutierten wir verschiedene Möglichkeiten, wie beispielsweise Einkaufshilfe und Kinderbetreuung. Wir entschieden uns für die Einkaufshilfen, da es bei Kinderbetreuung zu viele offene und teilweise rechtliche Fragen gab.

Daraufhin haben wir über unsere Webseite, Social Media Kanäle und einen Mitglieder Newsletter freiwillige Helfer gesucht, die unsere Nachbarschaftshilfe unterstützen möchten. Die Rückmeldungen waren überwältigend. Allerdings kamen keine Anfragen zu Hilfsgesuchen. Wir überlegten uns daraufhin, wie wir die Personen der Risikogruppe erreichen könnten. Von unseren eigenen Mitgliedern wussten wir, dass viele nicht online zu erreichen waren. Daher erstellten wir einfache Flyer und teilten die Gebiete unter unseren Helfern ein. Wir schnappten uns Fahrradanhänger und Kinderwagen und haben das komplette Gebiet geflyert. Auf den Flyern standen Name, Adresse und Nummer der Person die für das jeweilige Haus zuständig war. Ausserdem stand auch immer unsere E-Mailadresse und Telefonnummer auf dem Flyer. Gleichzeitig machten wir eine Whatsapp Gruppe mit allen Helfern. Es meldeten sich auch immer weitere Helfer welche wir über unsere schon vorhandenen Helfer identifizierten - ein grosser Vorteil in einem kleinen Dorf.

Darüber hinaus haben wir auch eine Kooperation mit «Thalwil hilft». Wenn diese eine Anfrage bekommen, fragen wir nach Kapazität in unserer Gruppe an - und bekommen normalerweise schon nach 5 Minuten eine Antwort zur Übernahme der Anfrage. Da wir beide durch unsere Jobs und unser Familienleben sehr ausgelastet sind, machen wir selbst nur vereinzelt Botengänge und Einkäufe. Unser Ziel war es von Anfang an, dass wir dies organisieren und koordinieren, die Hilfe aber sehr selbstständig läuft. Deshalb haben wir auch sehr darauf geachtet, dass die Helfer wenn möglich aus der direkten Nachbarschaft kommen. Wir sind sehr glücklich und stolz auf die grosse Hilfsbereitschaft in unserer Nachbarschaft.
Wie geht es nun weiter? Werdet ihr auch nach der Krise weitermachen?
Momentan überlegen wir, was wir daraus nach der Krise machen können. Vielleicht entstehen daraus ja neue Verbindungen die auch einfach weiterhin halten. Auf jeden Fall wollen wir ein grosses Fest für alle Beteiligten nach Ende der Krise veranstalten - damit sich alle auch persönlich kennenlernen können.
Wenn ihr jemandem (und aktuell sind das ja sehr viele) einen Tipp geben könntet, was wäre der wichtigste Ratschlag?
Einer unserer grössten Erfolgsfaktoren war sicher die zielgruppengerechte Ansprache. Als wir merkten, dass wir nach Newsletterversand und Social Media Posts kaum Rückmeldung durch Angehörige der Risikogruppe erhielten, erstellten wir die Flyer und verteilten diese. Daraufhin meldeten sich viele Menschen die sich einfach für das Angebot bedanken oder dieses auch in Anspruch nehmen wollten.

Darüber hinaus ist es wichtig, die Hypothesen in der richtigen Reihenfolge zu testen: Erst suchten wir gezielt nach genügend Helfern - denn es war klar, dass wir nur mit diesen diese Aktion realisieren konnten.

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